Familienleben in Bayern ist komplex und divers. Um Familien gut erreichen zu können, muss sich die Fachpraxis auf diese Heterogenität einstellen. Denn Familienleitbilder entfalten auf professioneller, politischer und öffentlich-medialer Ebene eine große Wirkmächtigkeit.
Familienleitbilder werden hier verstanden als kommunikative, kollektiv verhandelte normative Leitvorstellungen, die gesellschaftlich breit akzeptiert sind und die für die Orientierung und Handlung maßgeblich sind. Verbunden damit sind explizite und implizite positive und negative Bewertungen von Familie, Familienkonstellationen sowie insbesondere deren Verhaltensweisen.
Das Projekt konzentriert sich dabei auf Angebote mit einer sogenannten „Komm-Struktur“, wie z.B. Familienbildung, Familienzentren, Erziehungs- und Familienberatung sowie die Frühen Hilfen. Ob das Angebot aufgesucht wird – oder nicht –, liegt somit ganz bei der Familie selbst.
Die Familienleitbilder der Angebote ausbringenden Fachkräfte werden daraufhin untersucht, welche Vorstellungen von vorhandenen und fehlenden Ressourcen, von „Normal- und Problemfamilien“, von „gelungener oder defizitärer Erziehung“ darin zum Ausdruck kommen. Stimmen diese mit den Familienleitbildern und den Ressourcen der Eltern, die diese Angebote nutzen überein? Was bedeuten diese Vorstellungen für die Ansprache und die Erreichbarkeit von Familien? Welche Familien werden davon angesprochen und welche finden nicht ihren Weg in die Angebote?
Um diesen Zugang verbessern zu können, wird nicht nur die Perspektive der Fachkräfte, sondern auch die der Eltern erforscht. Von beiden Gruppen werden die Erfahrungen und Sichtweisen im Rahmen von Gruppendiskussionen, standardisierten Befragungen und qualitativen Interviews erhoben.
Im Austausch mit der Fachpraxis soll aus der Untersuchung abgeleitet werden, wie eine bessere Ansprache, auch von als schwer erreichbar geltenden Gruppen oder Personen, möglich sein kann, zum Beispiel über digitale Medien oder die Nutzung bestimmter Orte oder Formate.