43 % der Bevölkerung Deutschlands erleben Traumata in ihrer Kindheit. Wissenschaftliche Studien postulieren einen Zusammenhang zwischen der Anzahl bestimmter negativer Kindheitserfahrungen, wie etwa sexuellem Missbrauch oder Drogenmissbrauch im Haushalt, und psychischen sowie physischen Erkrankungen im Lebensverlauf – ein Thema, das in den letzten Jahren verstärkt Gegenstand biomedizinischer Forschung ist. In jüngerer Zeit wurde die Epigenetik als möglicher Mechanismus für die Einschreibung solcher Erfahrungen in molekulare Strukturen vorgeschlagen.
Mit einem Mix aus sozialwissenschaftlichen Methoden untersuchen wir, wie Familie im Diskurs über die gesundheitlichen Folgen negativer Kindheitserfahrungen konzeptualisiert und positioniert wird und welche Vorstellungen von familialer Verantwortung für die Gesundheit entstehen. Unsere Forschung analysiert in diesem Kontext auch, welche diskriminierenden Narrative aus den Diskursen entstehen. Diese können nicht nur gegen Betroffene wirken, sondern auch Verantwortung an Gruppen wie Mütter überhöht zuschreiben. Durch einen partizipativen Workshop, der Eltern, Forschende, und andere Stakeholder zusammenbringt, wollen wir schließlich eine Intervention in den Diskurs setzen und das Verhältnis von Familie, Kindheitserfahrungen und Gesundheit, besonders mit Blick auf Fragen von sozialer Gerechtigkeit, kritisch durchleuchten und neu erfassen.