Durch gesellschaftliche Veränderungen wie den demografischen Wandel, die steigende Erwerbstätigkeit von Frauen und veränderte Geschlechterverhältnisse sind Familien zur Erfüllung ihrer Fürsorgeaufgaben zunehmend auf lokale Unterstützung angewiesen. Eltern und Großeltern wohnen seltener am selben Ort, sodass Kinderbetreuung und Unterstützung im Alter nicht mehr innerhalb der Familie organisiert werden können. Die aktuelle Wohnungskrise verschärft die Bedingungen für das familiale Zusammenleben. Gleichzeitig verlangen Klimawandel und Ressourcenknappheit flächensparende bauliche Innovationen und nachhaltige Lebensweisen. Gemeinschaftliche Wohnformen versprechen hier ein Potenzial für Veränderungen.
Das Teilprojekt untersucht am Beispiel ausgewählter gemeinschaftlicher Wohnformen in Bayern Praktiken und (stadt-)räumliche Ressourcen des Familienwohnens. Zur Erfassung der Besonderheiten gemeinschaftlichen Wohnens werden auch nicht-gemeinschaftlich strukturierte Wohnformen betrachtet. Ein Schwerpunkt wird auf Care-Arbeit und nachhaltige Lebensweisen gelegt.
Ziel des interdisziplinären Projekts ist es, Ansätze der Familien-, Wohn- und Stadtforschung miteinander zu verbinden; eine Schnittstelle, die bislang noch wenig Beachtung in Forschung, Politik und Praxis gefunden hat. Im Rahmen der Kooperation des Deutschen Jugendinstituts und der Professur für Urban Design an der TU München werden sozial- und raumwissenschaftliche Expertisen zusammengeführt.
Dabei werden sowohl die Perspektiven der Bewohner:innen als auch von Akteur:innen aus Stadt und Quartier berücksichtigt. Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen werden ins Gespräch mit Politik und Praxis gebracht.