Bayernweit üben 41 % der Bevölkerung ein Bürgerschaftliches Engagement, also eine freiwillige, gemeinnützige und unentgeltliche Tätigkeit aus. Hierdurch wird nicht nur ein Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt geleistet, sondern auch Familien werden auf vielfältige Weise unterstützt und gefördert. Dies kann beispielsweise durch Lernpatenschaften, Kinderbetreuung, Entlastung pflegender Angehöriger, Hilfe im Haushalt, Freizeitgestaltung, gemeinsame Aktivitäten oder durch offenen Austausch in Gesprächen geschehen.
Freiwillig Engagierte können wichtige Unterstützung leisten, wenn sich Familien in Lebensphasen und -lagen befinden, die nicht ausreichend durch Regelangebote abgedeckt werden oder wenn sie ergänzend dazu z.B. zur sozialen Entwicklung von Kindern beitragen, etwa durch ein Engagement im Sportverein oder Musikverein. Wichtig kann dieser Beitrag der Freiwilligen auch dann sein, wenn sich Familienstrukturen und dadurch Handlungsspielräume verändern, etwa durch Berufstätigkeit, Pflegeaufgaben oder Trennung, die neue Bedarfe entstehen lassen. Gleichzeitig ist zu berücksichtigen, dass die freiwillig Engagierten auch in Familienstrukturen eingebettet sind und in ihrer freiwilligen Tätigkeit normativ wirken können.
Ziel des Forschungsprojektes ist es, die Wirkung von Bürgerschaftlichem Engagement auf soziale Gerechtigkeit für Familien z.B. im Hinblick auf Chancengleichheit und Zugang zu Ressourcen festzustellen und zu analysieren.
Zunächst wird anhand der Analyse bestehender Daten eine Kartierung von Bürgerschaftlichem Engagement vorgenommen. Danach gilt es, basierend auf ausgewählten Gerechtigkeitstheorien, Indikatoren für die Messung sozialer Gerechtigkeit zu erarbeiten. Auf dieser Grundlage werden empirische Daten in Fokusgruppen und Interviews mit Expertinnen und Experten erhoben und ausgewertet.